Ressourcen / Ökosysteme
Im Einzelnen beschäftigt sich die Forschungsgruppe mit den folgenden Themenbereichen: Wechselwirkungne der Bereitstellung privater und öffentlicher Güter in der Landwirtschaft, Entwicklung von Methoden zur ökonomischen Betrachtung von Biodiversität, Aufzeigen und Bewertung von Trade-offs und Synergien zwischen landwirtschaftlicher Produktion und den damit verbundenen Umweltwirkungen (z.B. Biodiversität, Ressourceneffizienz, Treibhausgasemissionen) und Vermeidungs- und Anpassungsstrategien der Landwirtschaft an den Klimawandel sowie Bewertung der damit einhergehenden Risiken. Das Ziel der Forschungsarbeit besteht einerseits darin, Landwirten nachhaltige Entwicklungsstrategien für ihre Betriebe und optimierte Betriebsführungsalternativen aufzuzeigen, und andererseits wissenschaftliche Grundlagen für eine effiziente Gestaltung der Umweltpolitik im Bereich der Landwirtschaft zu erarbeiten. Die empirische Forschungsarbeit basiert vorwiegend auf quantitativen Methoden. Mit Fokus auf den landwirtschaftlichen Betrieb und der Anwendung mikroökonomischer Wirtschaftstheorie, werden Forschungshypothesen erarbeitet. Der Einsatz von Methoden umfasst integrierte bio-ökonomische Modellierung, Analysekonzepte aus der Nutzenmaximierung (Wohlfahrtsökonomie), sowie klassische und experimentelle Ökonometrie angewandt auf Querschnitts- und Paneldaten.
Projekte
Das "Netzwerk für Klima-smarte Landwirtschaft: Integration von Biodiversität und Ökosystemschutz (Net-CSA bio)" zielt darauf ab, die Zusammenarbeit in Forschung und Lehre zwischen Wissenschaftlern der TUM-PuR und aus kolumbianischen Universitäten und Forschungsinstituten zu fördern. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt konzentriert sich auf drei Säulen: wissenschaftliche Exzellenz, Kapazitätsaufbau und Netzwerkausbau. Die wissenschaftliche Exzellenz Säule konzentriert sich auf die Entwicklung relevanter Forschung in den Bereichen Agrar-, Umwelt- und Ressourcenökonomie, mit besonderem Augenmerk auf Biodiversität und Ökosystemerhaltung. Der Kapazitätsaufbau und die Netzwerkaktivitäten werden durch den Austausch von Mitarbeitern, die gemeinsame Organisation von Workshops und Sommerschulen, Seminaren und Kursen sowie die gemeinsame Betreuung von Doktor- und Masterarbeiten unter Beteiligung kolumbianischer und deutscher Forscher und Studenten gefördert.
Das Projekt baut auf dem Erfolg früherer Kooperationsinitiativen zwischen PuR-TUM und kolumbianischen Partnern (Net-CSA) auf und bringt ein Konsortium zusammen, welches das EAFIT, die EIA-Universität und die Technologische Universität Pereira umfasst. Lokales Wissen aus beiden Ländern wird genutzt, um zu untersuchen, wie Präventivmaßnahmen und Anpassungsstrategien an den Klimawandel in der Landwirtschaft mit Praktiken in Einklang gebracht werden können, die die biologische Vielfalt schützen und die Erhaltung von Ökosystemleistungen fördern. Das Projekt konzentriert sich auf die Stärkung der bilateralen Zusammenarbeit, die für den Transfer von länderspezifischem Wissen und den Austausch von Informationen, Ideen, Forschungserfahrungen und methodischem Wissen zwischen den beiden Ländern entscheidend ist. Das Net-CSA Bio Projekt startet in 2023 und geht bis 2025.
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
Maria Vrachioli
Roberto Villalba
Philipp Mennig
Juan Pablo Henao
Das übergeordnete Ziel des Projekts NOVASOIL ist es, die Vorteile von Investitionen in die Bodengesundheit für die Gesellschaft und die Umwelt aufzuzeigen. Innovationen zur Verbesserung der Bodengesundheit sollen durch den Aufbau eines Expertennetzwerks, durch die experimentelle Gestaltung und Erprobung effektiver und effizienter Kooperationsmodelle sowie durch die Entwicklung vertraglicher Rahmenbedingungen, welche die Umsetzung der Modelle durch verschiedene Akteure unterstützt, gefördert werden. Das erwartete zentrale Ergebnis des Projekts ist eine Toolbox zur verbesserten Ausgestaltung und Implementierung von privaten Initiativen zur Förderung der Bodengesundheit. Diese Toolbox soll in Zusammenarbeit mit dem Expertennetzwerk entwickelt werden und auf einer Reihe von Best-Practice-Beispielen aus Europa und anderen Ländern sowie den Bedürfnissen und Forderungen der Gesellschaft basieren. Das Projektkonsortium besteht aus einem multidisziplinären und europaweiten Team aus Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Verbänden. Zentraler Bestandteil von NOVASOIL sind mehrere Fallstudien zu etablierten Geschäftsmodellen oder privaten Initiativen, welche auf einer Förderung der Bodengesundheit und Produkten aus nachhaltigem Anbau und Bodenmanagement aufbauen.
NOVASOIL wird durch das EU-Rahmenprogramm Horizon Europe gefördert.
Mit zunehmender Wasserknappheit aufgrund anthropogener und natürlicher Ursachen haben sich die Trade-offs und Synergien, die für eine effiziente Aufteilung der Wasserressourcen auf verschiedene konkurrierende Nutzungen erforderlich sind, weiter polarisiert. Das Projekt RETOUCH Nexus ist sich der Bedeutung eines integrierten Ansatzes in der Wasserwirtschaft bewusst und führt den Wasser-Energie-Nahrungsmittel-Ökosysteme (WEFE) -NEXUS als einen Mehrebenen- und sektorübergreifenden Ansatz ein, der die EU-Wasserwirtschaft unterstützt und darüber hinaus ökologische und soziale Überlegungen einbezieht. Das übergeordnete Ziel von RETOUCH Nexus ist die Entwicklung und Förderung integrierter, innovativer und inklusiver Nexus-Smart-Water-Governance-Konzepte und institutioneller Rahmenbedingungen zur Förderung einer sicheren, klimaresistenten Wasserzukunft in der EU.RETOUCH Nexus verfolgt einen evidenzbasierten Ansatz und wird eine Reihe von WEFE Nexus-Methoden in sechs verschiedenen Fallstudien vorschlagen, bewerten und optimieren, die verschiedene sektorübergreifende, Mehrebenen- und Multi-Stakeholder-Kontexte der Wasserpolitik widerspiegeln. Zunächst wird das Projekt die Wasserbewirtschaftung untersuchen, indem es eine Reihe von intelligenten sozioökonomischen und ökologischen Nexus-Indikatoren bereitstellt, die die sektorübergreifende und vielschichtige Natur der Wassernutzung widerspiegeln. Anschließend wird RETOUCH Nexus integrierte und klimaresistente Wasserbewirtschaftungspraktiken entwickeln, die nachhaltige Wassersysteme sicherstellen. Außerdem werden wirtschaftliche Konzepte und Geschäftsmodelle entwickelt, die ein robustes Wassermanagement im sektorübergreifenden Wettbewerb unterstützen. Darüber hinaus wird RETOUCH Nexus transparentere, inklusivere und innovativere Mechanismen zur Beteiligung von Stakeholdern und Bürgern an der Wasserbewirtschaftung fördern. Und schließlich zielt RETOUCH Nexus darauf ab, die sozioökonomische und ökologische Widerstandsfähigkeit der Wasserbewirtschaftung in Europa zu erhöhen, indem erfolgreiche und nachhaltige Nexus-basierte Wasserbewirtschaftungsmaßnahmen, die während der gesamten Projektlaufzeit entwickelt und validiert werden, durch Upscaling unterstützt werden.
Dieses interdisziplinäre Projekt bringt erfahrene Forscher und Interessenvertreter aus neun europäischen Staaten und 13 verschiedenen Institutionen zusammen. Es beginnt im Januar 2023 und hat eine Laufzeit von 4 Jahren. Der TUM-Lehrstuhl für Produktions- und Ressourcenökonomie ist der Koordinator des Projekts.
RETOUCH Nexus wird durch das EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon Europe finanziert.
GRASSWORKS will einen Beitrag zur umfassenden und globalen Trendwende beim Verlust der Artenvielfalt leisten und stellt eine größere Wertschätzung der Biodiversität des Grünlandes und seiner vielfältigen Ökosystemfunktionen und -leistungen in den Mittelpunkt. Das Projekt konzentriert sich dabei auf drei Modellregionen in Nord-, Mittel- und Süddeutschland, die sich in ihren wirtschaftlichen, sozial-ökologischen und sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen unterscheiden. Das Projekt beruht auf der Hypothese, dass der Erfolg der Wiederherstellung der biologischen Vielfalt davon abhängt, inwieweit Maßnahmen die verschiedenen Ebenen der ökologischen Komplexität sowie das soziale Engagement der verschiedenen Akteure berücksichtigen. Es handelt sich um ein Wiederherstellungsprojekt im Rahmen der deutschen BMBF FEdA-Initiative (Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt https://www.feda.bio/de/).
Gefördert wird das GRASSWORKS Projekt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
Zeitraum: Oktober 2021 - September 2024
Teiche und Weiher, vor allem aber ihre räumliche Lage, sind wesentliche Faktoren für den Biodiversitätserhalt. Forschungsergebnisse der vergangenen 10-15 Jahre zeigen, dass sie aufgrund ihrer hohen Zahl, ihrer Heterogeneität, außergewöhnlichen Biodiversität und biogeochemischen Besonderheiten eine überragende Rolle bei der Bewältigung globaler Umweltprobleme spielen könnten. Die vielfältigen Ökosystemdienstleistungen, die sie erbringen, spielen zudem eine wichtige Rolle hinsichtlich der Abschwächung des Klimawandels und der Anpassung an sich ändernde klimatische Verhältnisse. Ihrer Bedeutung zum Trotz, werden Teichsysteme in umweltpolitischen Entscheidungen selten berücksichtigt, mangelt es nach wie vor an Wissen über Mittel und Wege, ihr natürliches Potential voll auszuschöpfen und ihre Resilienzwirkung für Landschaftsräume zu steigern. Vor diesem Hintergrund besteht das Ziel des Forschungsprojekts PONDERFUL darin, Teichsysteme unter verschiedenen Aspekten (Biodiversität, Ökologie, Sozialwissenschaften) zu beleuchten und zu bewerten, um auf Basis gewonnener Erkenntnisse Strategien zu entwickeln, die die Leistungen von Teichen und Weihern bei der Anpassung an den Klimawandel und der Abschwächung ebendieses naturnah maximieren.
PONDERFUL vereinigt Forschende und Stakeholder aus 18 Einrichtungen und neun europäischen Ländern, der Türkei und Uruguay. Für die Projektbearbeitung sind vier Jahre vorgesehen.
Gefördert wird PONDERFUL durch das EU-Forschungsrahmenprogramm H2020.
(Dr. Maria Vrachioli, Dr. Amer Ait Sidhoum)
Seit der Vergemeinschaftung der Landwirtschaftspolitik im Jahr 1962 ist die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) ein zentraler Politikbereich der Europäischen Union (EU). Deshalb wird seit jeher ein großer Teil des EU-Haushalts für diesen Bereich verwendet, wobei jedoch der entsprechende Anteil am Gesamthaushalt in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken ist.
Die Agrarausgaben werden aus zwei unterschiedlichen Fonds finanziert. Aus dem Europäischen Garantiefonds für die Landwirtschaft (EGFL) werden die Direktzahlungen an Landwirte und Maßnahmen zur Regulierung oder Unterstützung der Agrarmärkte finanziert, während die Entwicklung des ländlichen Raums aus dem Europäischen Landwirtschaftsfond (ELER) der Beitrag der EU zu Programmen für den ländlichen Raum finanziert wird. Die Umsetzung der ELER-Förderung erfolgt dezentral durch die Mitgliedstaaten auf der Grundlage sogenannter "Entwicklungsprogramme für den ländlichen Raum" (EPLR).
Dem Freistaat Bayern stehen für die Förderperiode 2014-2020 rund 1,5 Mrd. Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) zur Verfügung. Einschließlich bayerischer und nationaler Mittel umfasst das EPLR ein Finanzvolumen von ca. 3,5 Mrd. Euro.
Um die Programmwirkung zu erfassen und ländliche Entwicklungsprogramme aktiv weiterzuentwickeln, wird seitens der EU-Kommission eine Evaluierung verlangt. Der Lehrstuhl für Produktions- und Ressourcenökonomie der TU München übernimmt diese Aufgabe in Kooperation mit der Forschungsgruppe Agrar- und Regionalentwicklung Triesdorf und Ecozept Freising. Am Lehrstuhl wird dabei insbesondere der Teilbereich der Agrarumweltmaßnahmen intensiv bearbeitet. Auf Basis von Matching-Ansätzen werden über difference-in-differences-Schätzungen Programmeffekte quantifiziert. Dabei dienen geeignete Indikatoren der Modellierung von Umweltwirkungen. Betriebsspezifische Effekte der Programmteilnahme werden ebenfalls ermittelt.
Das Projekt wird gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF). (Philipp Mennig)
Tipping-Punkte kommen in ökologischen und sozioökonomischen Systemen vor. Die Dynamik dieser Systeme können miteinander verbunden sein, sodass das Management dieser Tipping-Punkte eine gemeinsame Analyse der kombinierten sozial-ökologischen Systeme erfordert. Mithilfe eines Modellierungsansatzes und der Verwendung von Daten aus der Modellregion zielt dieses Projekt auf ein besseres Management sowie auf die Prävention von Tipping-Punkten ab. Gekoppelt werden sozioökonomische, ökologische und landwirtschaftliche Modelle eingerichtet, welche die Bedingungen unter den Tipping-Punkten in ökologischen und sozioökonomischen Systemen kausal verknüpft und verständlich darstellt. Ergebnisse der sozioökonomischen Modelle, insbesondere der Zuteilung von Landnutzung, werden Ausgangspunkt für die landwirtschaftlichen und ökologischen Modelle sein. Die biologische Vielfalt, die Ausbeute und die Ökosystemleistungen dienen als Input für die sozioökonomischen Modelle. Die Modellierung wird unter Szenarien mit globalen Treibern, wie Klimawandel, Marktschocks oder der Landflucht, durchgeführt. Das Projekt wird sich auf Tipping-Punkte in einem Landschaftsbereich von 100-1000 Quadratkilometern konzentrieren, um ein mechanistisches Verständnis von Landnutzungsentscheidungen mit einzubeziehen. Es werden eine Reihe von Modellregionen in Europa, Afrika und Südamerika identifiziert. Szenarioentwicklung, Modell Set-up und der Test von Modellierungen auf Basis empirischer Daten werden mit den Projektbeteiligten gemeinsam durchgeführt. Die Vorbereitungsphase des Projekts wird verwendet werden, um das Wissen über gekoppelte Tipping-Punkte in sozial-ökologischen Systemen zu überprüfen, den Rahmen für die Modellierung zu entwickeln und die Modellregionen für die Hauptphase auszuwählen. In der Hauptphase des Projekts werden Modellierungen und empirische Tests durchgeführt. Abschließend werden die Modellergebnisse in Zusammenarbeit aller Beteiligten in Vorschläge für Management-Strategien umformuliert.
Die Ausarbeitung des Projektrahmens beträgt 12 Monate und erfolgt in Kooperation mit den Lehrstühlen Weisser, Kollmann, Rammig und Knoke. (Prof. Dr. Johannes Sauer)
Wie entwickeln sich Ökosystemleistungen und Biodiversität in Bayern? Das interdisziplinäre Verbundprojekt BLIZ wirft einen Blick in die Zukunft und entwickelt neue Szenarien für ein nachhaltiges Management von Ökosystemen in Bayern.
BLIZ ist ein Verbundprojekt der Technischen Universität München, der Julius-Maximilians Universität Würzburg, der Universität Regensburg und der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg.
Wir untersuchen die Auswirkungen von Klimawandel auf ökologische Systeme (Ökosystemleistungen und Biodiversität) und sozio-ökonomische Systeme (Landnutzungsentwicklung) und deren Wechselwirkungen. Mit Hilfe von computergestützten Simulationsmodellen erforschen wir, welche Anpassungsstrategien zu einer Stabilisierung dieser Systeme führen, und unter welchen Umständen drastische ökologische Degradierung oder sozio-ökonomische Veränderungen (sogenannte Kipppunkte) auftreten können.
Ziel des Verbundes ist es, konkrete Handlungsanweisungen für ein nachhaltiges Management zu entwickeln und mögliche Unsicherheiten abzuschätzen. Dabei stellen sich folgende Forschungsfragen:
- Welche Auswirkungen haben Klima- und Landnutzungswandel auf bayerische Ökosysteme?
- Wie sehen nachhaltige gesellschaftliche und wirtschaftliche (Landnutzungs-) Strategien für Bayern aus, die dem Verlust von Ökosystemleistungen und Biodiversität entgegenwirken?
- Wie können ökologische und sozio-ökonomische Kipppunkte vermieden werden?
Der methodische Ansatz ist es, (1) basierend auf neu erhobenen und bestehenden empirischen Daten dynamische Modelle zu entwickeln und anzuwenden, (2) eine Schätzung der Unsicherheiten zu generieren und diese Unsicherheit ökonomisch zu bewerten, (3) geeignete Anpassungs- und Managementstrategien zu entwickeln und (4) diese Strategien für Interessensvertreter zu kommunizieren.
In Teilprojekt 4 wird am Lehrstuhl für Produktions- und Ressourcenökonomie in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Waldinventur und nachhaltige Nutzung (Prof. Dr. Knoke) der Einfluss des Klimawandels auf Landnutzung und Multifunktionalität untersucht.
BLIZ wird im Rahmen des Bayerischen Netzwerks für Klimaforschung umgesetzt. (Dr. Denitsa Angelova)
Die europäische Landwirtschaft liefert Nahrungsmittel und Biomasse. Gleichzeitig stellt sie eine Reihe von Umwelt- und Klimadienstleistungen bereit, beeinflusst diese im Rahmen des Produktionsprozesses jedoch auch in negativer Weise. EU-weit wurden deshalb bereits in den 1990er-Jahren Agrarumweltprogramme eingeführt. Ferner werden Investitionszuschüsse für Umwelttechnologien gewährt und private Akteure entwickelten Umweltzertifizierungssysteme für Ökosystemdienstleistungen. Viele dieser Initiativen sind jedoch ineffektiv im Hinblick auf die Förderung der Bereitstellung von Umwelt- und Klimadienstleistungen. Zudem verursachen sie hohe Transaktionskosten und werden angesichts gewisser Risiken der Teilnahme nicht von allen Landwirten positiv angenommen. Im Rahmen des EU H2020-Projekts EFFECT wird ein theoretisch fundiertes und auf Empirie basierendes Paket neuer Agrarumweltprogramme und -initiativen entwickelt und erprobt. Es soll Landwirten die Möglichkeit geben, den Produktionsprozess mit der maximal möglichen Bereitstellung von öffentlichen Umwelt- und Klimagütern zum Wohl der Gesellschaft in Einklang zu bringen. EFFECT verfolgt einen transdisziplinären Ansatz, der einen Rückblick auf Erfolge und Misserfolge vergangener Programme und Initiativen beinhaltet.
Das EFFECT-Konsortium, bestehend aus 20 Partners aus zehn verschiedenen europäischen Ländern, vereint agrar- und umweltwissenschaftliche Expertise mit theoretischem und empirischem Wissen der Disziplinen Recht, Politik und Wirtschaft. Es bündelt ferner den Erfahrungsschatz von Forschern, Praxispartnern und Interessengruppen, um sicherzustellen, dass die Lehren aus früheren Initiativen und die Erkenntnisse innovativer Maßnahmen lokal validiert werden. Das Hauptziel von EFFECT besteht darin, die tatsächliche Umsetzung innovativer Agrarumweltmaßnahmen und -initiativen zu ermöglichen. Um eine Wirkung des Projekts über die Laufzeit hinaus zu gewährleisten, initiiert EFFECT einen europaweiten Innovationsprozess, unterstützt den Kapazitätsaufbau bei Entscheidungsgremien und entwickelt einen wissenschaftlichen Rahmen für Politikevaluierungen.
Der Lehrstuhl für Produktions- und Ressourcenökonomie ist verantwortlich für das vierte Arbeitspaket des Projekts, das sich mit der ökologischen und ökonomischen Effektivität bestehender wie innovativer Agrarumweltmaßnahmen befasst.
(Dr. Amer Ait Sidhoum, Dr. Domna Tzemi)
Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Vorhaben Net-CSA hat den Aufbau eines auf den Gebieten Ressourcen-, Umwelt- und Agrarökonomie langfristig und erfolgreich operierenden Kooperationsnetzwerks, das den Lehrstuhl für Produktions- und Ressourcenökonomie der Technischen Universität München in Forschung und Lehre mit Wissenschaftlern kolumbianischer Universitäten und Forschungseinrichtungen verbindet, zum Ziel.
Ruhen wird das Projekt auf zwei Säulen: Innovative Forschung bildet die eine, Kapazitätsentwicklung hinsichtlich wissenschaftlichem Personal und Vernetzung die andere. In der ersten Säule werden die Auswirkungen klimasmarter Agrarpraktiken auf die ökonomische Entwicklung landwirtschaftlicher Betriebe, Ökosysteme und Biodiversität für unterschiedliche Landnutzungsformen in Kolumbien untersucht. Während für erste Arbeiten im Themenbereich existierendes Datenmaterial herangezogen werden kann, sollen für tiefergehende Analysen im Rahmen groß angelegter Forschungsprojekte gemeinsam mit den kolumbianischen Netzwerkpartnern weitere Drittmittel eingeworben werden. Die erzielten Forschungsergebnisse ermöglichen die Identifikation und Förderung der Adoption jener Technologien und Praktiken, die Produktivitätssteigerungen in der kolumbianischen Landwirtschaft bewirken, Treibhausgase zu reduzieren vermögen und die Resilienz agrarischer Systeme stärken. Die zweite Säule strebt die Schaffung zukünftiger Forschungsmöglichkeiten und die Potenzierung der Wettbewerbsfähigkeit bei der Vergabe von Drittmitteln sowie der Attraktivität für nationalen und internationalen Forschungsnachwuchs an. Hierzu sollen die beteiligten Einrichtungen und Personen nachhaltig vernetzt, sollen die Kapazitäten in Forschung und Lehre bei allen Partnern ausgebaut werden. Vorgesehen zur Erreichung dieses Ziels ist ein Maßnahmenbündel, das den Austausch von Personal, die gemeinsame Betreuung von Dissertationen, Workshops zu aktuellen Forschungsthemen, Sommerschulen und Exkursionen beinhaltet. (Philipp Mennig, Roberto Villalba)
Durchführende Einrichtungen: Wageningen University (Verbundkoordinator), Technische Universität München, Universität Osnabrück und Justus-Liebig-Universität Gießen
Gefördert vom Bundesamt für Naturschutz erarbeitet das Vorhaben „Zukunftsfähige Agrarpolitik – Natur erhalten, Umwelt sichern“ wissenschaftlich basierte Optionen für die künftige Ausgestaltung der Agrar- und Ordnungspolitik aus der Perspektive des Natur- und Umweltschutzes. Im Rahmen des Projektes wird ein systematischer Überblick über die für den Umwelt- und Naturschutz relevanten Entwicklungen im Zusammenhang mit der landwirtschaftlichen Produktion erstellt. Darauf aufbauend wird ein Leitbild für eine multifunktionale, natur- und umweltverträgliche Landwirtschaft sowie Handlungsoptionen entwickelt und bewertet werden. (Prof. Dr. Johannes Sauer)
Der fortschreitende Klimawandel und das schnelle Bevölkerungswachstum bedrohen Nahrungsmittelsicherheit, Wasserverfügbarkeit und Ökosysteme im Mittelmeerraum gleichermaßen. Das sogenannte Nexus-Konzept, durch das im Projekt das räumliche, zeitliche, institutionelle und rechtliche Zusammenspiel von Wasser, Ökosystemen und Nahrungsmittelproduktion modelliert wird, begegnet dieser Bedrohung durch einen integrierten Ansatz für nachhaltiges Ressourcenmanagement. Übergeordnetes Ziel von SIGMA-Nexus ist die Entwicklung klimaresilienter und nachhaltiger Landbewirtschaftungssysteme im Mittelmeerraum durch Untersuchung unterschiedlicher Nachhaltigkeitspfade, die das Spannungsfeld zwischen Wassernutzung, Ökosystemen und Lebensmittelproduktion explizit berücksichtigen.
Im Projekt SIGMA-Nexus werden hierzu in unterschiedlichen Fallstudien in Ägypten und Griechenland sozioökonomische und technische Merkmale von Landnutzungssystemen analysiert. Diese Analysen bilden die Grundlage interdisziplinärer Bestrebungen, Synergien und Konflikte, die in den drei Teilbereichen des Nexus zutage treten, zu erkennen und Wege hin zu effizienteren Systemen aufzuzeigen. Darüber hinaus sollen institutionelle und informelle Formen des Regionalmanagements untersucht werden, um Strukturen zu identifizieren, die einer gleichzeitigen Maximierung von Ökosystemdienstleistungen und Wasserverfügbarkeit dienlich sind. Im Forschungsvorhaben sollen des Weiteren innovative, skalierbare Nexus-Praktiken entworfen, getestet und unter ökologischen wie (sozio)ökonomischen Gesichtspunkten evaluiert werden. In einem digitalen Innovationsportal werden die erfolgreichsten Praktiken dargestellt.
Das Projekt SIGMA-Nexus (Projektlaufzeit: 4 Jahre) wird von der Partnership for Research and Innovation in the Mediterranean Area (PRIMA) und durch das EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 gefördert. (Dr. Maria Vrachioli)